Schlaf ist lebenswichtig für Körper und Geist. Nicht umsonst verbringen wir rund ein Drittel unseres Lebens schlafend. Erholsamer und ausreichender Schlaf trägt zur Gesundheit und zur Lebensqualität bei. Schlafprobleme können sich hingegen negativ hierauf auswirken.
Auf dieser Seite
Gesunder Schlaf
Warum brauchen wir Schlaf?
Was bedeutet gesunder Schlaf?
Wie viel Schlaf ist gesund?
Schlafprobleme
Wann spricht man von Schlafproblemen?
Welche Ursachen können Schlafprobleme haben?
Welche Folgen haben Schlafprobleme?
Gesunder Schlaf
Warum brauchen wir Schlaf?
Schlaf dient der körperlichen Erholung. Dabei finden lebenswichtige Prozesse statt. Zum Bespiel werden die Abwehrkräfte gestärkt, Abbauprodukte des Stoffwechsels abtransportiert und Wachstumshormone zur Zellerneuerung gebildet. Außerdem verarbeitet und speichert das Gehirn die Eindrücke des Tages. Ein gesunder Schlaf hat erheblichen Einfluss darauf, sich gut konzentrieren und reagieren zu können, sich neue Dinge zu merken und Erinnerungen zu bilden. Er wirkt sich positiv auf Gefühle und Stimmung aus. Ein gesunder Schlaf fördert die Leistungsfähigkeit und trägt dazu bei, gesundheitlichen Problemen vorzubeugen. Unzureichender Schlaf kann hingegen negative Folgen haben.
Was bedeutet gesunder Schlaf?
Gesunder Schlaf bedeutet, schnell einschlafen zu können, die Nacht durchzuschlafen, erholt und nicht vorzeitig aufzuwachen.
Schlaf kann man nicht erzwingen. In der Regel gehen wir schlafen, wenn wir müde sind. Das wird als Schlafdruck bezeichnet. Außerdem wird unser Schlaf-Wach-Rhythmus durch Hormone beeinflusst. Bei Tageslicht wird das Wach-Hormon Serotonin ausgeschüttet. Wenn es dunkel wird, wandelt es der Körper zum Schlaf-Hormon Melatonin um. Dadurch werden wir abends müde. Die innere Uhr spielt dabei eine zentrale Rolle. Sie hat auch Einfluss darauf, wann wir gerne schlafen gehen oder aufstehen. Wie gut wir schlafen, ist unter anderem abhängig von der sogenannten Schlafhygiene. Darunter versteht man Verhaltensweisen und Gewohnheiten, die einen gesunden Schlaf fördern. Aber auch die Umgebung hat Einfluss auf den Schlaf.
Wie viel Schlaf ist gesund?
Der Schlafbedarf ist sehr unterschiedlich. Einigen Menschen reichen 5 Stunden, andere benötigen über 9 Stunden pro Nacht. Die meisten Erwachsenen fühlen sich nach 7 bis 8 Stunden Schlaf erholt. Dazwischen kurz aufzuwachen, zum Beispiel beim Umdrehen, ist ganz normal. Meist nehmen wir dies nicht einmal als Wachsein war.
Schlafgewohnheiten ändern sich im Laufe des Lebens. Zwar benötigen ältere Menschen nicht weniger Schlaf als im mittleren Alter, aber der Schlafrhythmus verändert sich. Viele ältere Menschen wachen zum Beispiel nachts häufiger und morgens früher auf. Sie schlafen zu anderen Zeiten als im jüngeren Alter: Sie werden beispielsweise früher müde, gehen eher zu Bett oder halten Mittagsschlaf. Der veränderte Schlafrhythmus ist unbedenklich, solange er nicht zu anhaltendem Schlafmangel führt.
Schlafprobleme
Wann spricht man von Schlafproblemen?
Laut einer Studie kann fast ein Drittel der Deutschen mindestens einmal in der Woche schlecht ein- oder durchschlafen. Bei den 70- bis 79-Jährigen sind es sogar noch mehr. Pflegende Angehörige geben in Studien häufiger als Nicht-Pflegende an, kürzer, schlechter und mit mehr Unterbrechungen zu schlafen. Auch beruflich Pflegende berichten öfter als andere Berufsgruppen von Schlafproblemen.
Ab und zu schlecht zu schlafen, ist nicht ungewöhnlich und auch nicht problematisch. Anhaltende Schwierigkeiten können aber die Gesundheit und Lebensqualität beeinträchtigen. Sie sollten ernst genommen und ärztlich abgeklärt werden.
Wenn eine Person seit mehreren Wochen sehr schlecht einschlafen kann, obwohl sie müde ist, wird von einer Einschlafstörung gesprochen. Wacht jemand mehrmals in der Nacht auf und braucht länger als 30 Minuten, um wieder einzuschlafen, handelt es sich um eine Durchschlafstörung. Dazu gehört auch, morgens zu früh aufzuwachen, obwohl man noch müde ist.
Zu den häufigsten Schlafstörungen gehört die Insomnie. Sie liegt vor, wenn Ein- oder Durchschlafstörungen mindestens einen Monat anhalten und der Alltag dadurch beeinträchtig ist. Eine Insomnie kann ärztlich diagnostiziert und behandelt werden.
Welche Ursachen können Schlafprobleme haben?
Unser Schlaf wird von vielen verschiedenen Faktoren beeinflusst. Dazu gehören beispielsweise die innere Uhr oder wie müde wir sind. Einige Faktoren können Schlafprobleme begünstigen oder verursachen, zum Beispiel:
- zu wenig Tageslicht und Bewegung
- Koffein, Alkohol
- Nebenwirkungen von Medikamenten
- gesundheitliche Probleme, z. B. Schlaganfall, chronische Schmerzen, Nierenerkrankungen
- psychische Belastungen, z. B. Sorgen, Einsamkeit, Depressionen, Stress
- Schnarchen
- ungünstige Umgebungsfaktoren, z. B. Lärm, Licht, stickige Luft
- unregelmäßige Schlafenszeiten, Schichtarbeit
Mit zunehmendem Alter, einer Demenz und bei Pflegebedürftigkeit steigt das Risiko für Schlafprobleme. Denn es können mehrere Faktoren, die Schlafprobleme verursachen, zusammentreffen, etwa Schmerzen, chronische Erkrankungen oder Nebenwirkungen von Medikamenten. Weitere Gründe können hinzukommen, zum Beispiel nächtliche Toilettengänge oder Inkontinenz. Schlafprobleme werden mitunter noch verstärkt, wenn man körperlich wenig aktiv ist oder sich unterfordert fühlt. Gerade bei bettlägerigen Menschen kann zudem das Zeitgefühl verloren gehen. Sie ruhen dann viel, finden aber keinen erholsamen Schlaf. Menschen mit fortgeschrittener Demenz schlafen weniger tief. Es kann auch zu einer sogenannten Tag-Nacht-Umkehr kommen. Das bedeutet, nachts wach zu sein und nach Beschäftigung zu suchen. Tagsüber ist die Person müde, nickt ein und kann nachts wieder nicht einschlafen. In Pflegeeinrichtungen können Umgebungsfaktoren wie nächtliche Störungen durch Pflegende, Mitbewohner oder Mitbewohnerinnen den Schlaf zusätzlich beeinträchtigen.
Bei pflegenden Angehörigen können Schlafprobleme neben individuellen Ursachen auch durch die Pflegesituation auftreten: Sorgen, Stress sowie die Bedürfnisse der pflegebedürftigen Person haben Einfluss auf die Schlafdauer und -qualität. Wenn die pflegebedürftige Person nachts Hilfe benötigt, unruhig oder aktiv ist, wird der Schlaf pflegender Angehöriger unterbrochen.
Welche Folgen haben Schlafprobleme?
Schlafprobleme können zum Beispiel zu Kopfschmerzen, Unwohlsein, Energiemangel, Konzentrationsstörungen, Nervosität, Ängstlichkeit, Aggressivität oder Stressgefühlen führen. Wenn Schlafprobleme über mehrere Wochen oder sogar Monate anhalten, steigt das Risiko für Erkrankungen. Dazu gehören Infekte, Bluthochdruck, Herz-Rhythmus-Störungen oder affektive Störungen wie Depressionen und Angststörungen. Schlechter Schlaf erhöht das Sturzrisiko. Schlafstörungen erhöhen zudem das Risiko für Demenz und können den Verlauf einer Demenz verschlimmern.
Länger andauernde Schlafprobleme können außerdem zu sozialen Problemen führen: Beispielsweise kann es als Folge des Schlafmangels zu sozialem Rückzug und Schwierigkeiten bei der Alltagsbewältigung kommen. Wenn nachts häufig Pflegeaufgaben den Schlaf unterbrechen, kann dies Unmut, Ärger oder Wut gegenüber der pflegebedürftigen Person auslösen. Das kann die Pflegebeziehung belasten. Schlafprobleme werden bei Menschen mit Demenz als Risikofaktor für einen früheren Übergang in die stationäre Versorgung angesehen.
Um wieder besser schlafen zu können, ist es wichtig, Ursachen für Schlafprobleme auf den Grund zu gehen.
Wie Sie den guten Nachtschlaf pflegebedürftiger Menschen fördern können, finden Sie in den Tipps gegen unruhige Nächte. Was Sie tun können, um selbst möglichst erholt zu schlafen, erfahren Sie in den Tipps für einen guten Schlaf.
QUELLEN
Byun, E., Lerdal, A., Gay, C. L., & Lee, K. A. (2016). How Adult Caregiving Impacts Sleep: a Systematic Review. Current Sleep Medicine Reports, 2(4), 191-205. https://doi.org/10.1007/s40675-016-0058-8
Frohnhofen, H. (2019). Noch normal oder pathologisch? Schlaf und Schlafstörungen im höheren Lebensalter. Zertifizierte Fortbildung. MMW Fortschritte der Medizin, 19(161), 56-65. https://doi.org/10.1007/s15006-019-0029-3
Gao, C., Chapagain, N. Y., & Scullin, M. K. (2019). Sleep Duration and Sleep Quality in Caregivers of Patients with Dementia: A Systematic Review and Meta-analysis. JAMA network open, 2(8), e199891. https://doi.org/10.1001/jamanetworkopen.2019.9891
Gibson, R. H., Gander, P. H., & Jones, L. M. (2014). Understanding the sleep problems of people with dementia and their family caregivers. Dementia, 13(3), 350-365. https://doi.org/10.1177/1471301212473884
Hermann, D. M., & Frohnhofen, H. (2018). Schlaf und Demenz. Somnologie, 22(4), 233-239. https://doi.org/10.1007/s11818-018-0182-4
Hope, T., Keene, J., Gedling K., Fairburn, C. G., & Jacoby R. (1998). Predictors of institutionalization for people with dementia living at home with a carer. International Journal of Geriatric Psychiatry, 13(10), 682-690. https://doi.org/10.1002/(SICI)1099-1166(1998100)13:10<682::AID-GPS847>3.0.CO;2-Y
Kotronoulas, G., Wengström, Y., & Kearney, N. (2013). Sleep and Sleep-Wake Disturbances in Care Recipient-Caregiver Dyads in the Context of a Chronic Illness: A critical Review of the Literature. Jounral of Pain and Symptom Management, 45(3), 579-594. https://doi.org/10.1016/j.jpainsymman.2012.03.013
Riemann, D., Baum, E., Cohrs, S., Crönlein, T., Hajak, G., Hertenstein, E ., . . . Spiegelhalder, K. (2017). S3-Leitlinie Nicht erholsamer Schlaf/Schlafstörungen: Kapitel „Insomnie bei Erwachsenen“ (AWMF Registriernummer 063‐003), Update 2016. Somnologie, 21, 2-44. https://doi.org/10.1007/s11818-016-0097-x
Schlack, R., Hapke, U., Maske, U., Busch, M. A., & Cohrs, S. (2013). Häufigkeit und Verteilung von Schlafproblemen und Insomnie in der deutschen Erwachsenenbevölkerung. Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1). Bundesgesundheitsblatt, 56, 740-748.
Schiel, J. E., & Spiegelhalder, K. (2020). Gegenseitige Beeinflussung von Insomnie im Alter und assoziierten Erkrankungen. Kognitive, behaviorale und neurobiologische Aspekte. Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie, 53, 112-118. https://doi.org/10.1007/s00391-020-01694-6
Sittler, M. C., Wilz, G. (2020). Wie gut schlafen pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz? Eine Untersuchung der Prävalenz und möglicher Prädiktoren. Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie, 53, 303-309. https://doi.org/10.1007/s00391-019-01579-3
Stone, K. L., Ensrud, K. E., & Ancoli-Israel, S. (2008). Sleep, insomnia and falls in elderly patients. Sleep Medicine, 9, 18-22. https://doi.org/10.1016/s1389-9457(08)70012-1
Van de Straat, V., Willems, B., & Bracke, P. (2020). Care to Sleep? Daily caregiving and sleep problems in an ageing European population. Health Sociology Review, 1-14. https://doi.org/10.1080/14461242.2020.1787187
AKTUALISIERT
am 15. Februar 2022
AUTORINNEN
S. Garay, L. Kühnlein,
K. Lux, N. Möhr,
D. Sulmann, D. Väthjunker