Prävention ist auch dann bedeutsam, wenn bereits eine Demenz besteht. Denn es gibt einige Möglichkeiten, um das Fortschreiten der Erkrankung teilweise etwas hinauszuzögern, Symptome zu lindern oder weiteren gesundheitlichen Problemen vorzubeugen.
Zum Beispiel spielt der Umgang des Umfelds mit der Erkrankung eine Rolle dabei, wie sich manche Symptome ausprägen und auf verschiedene Lebensbereiche auswirken. Es gibt gute Erfahrungen mit einigen nicht-medikamentösen Therapien, die zum Ziel haben, Wohlbefinden und Alltagsfähigkeiten und damit auch die Selbständigkeit zu fördern. Bestimmte Medikamente können in einigen Fällen zeitweise die Gehirnleistung etwas verbessern. Manche Medikamente helfen, belastende Symptome zu mildern. Außerdem gilt es, weiteren gesundheitlichen Beschwerden, die infolge oder neben der Demenz auftreten können, vorzubeugen oder diese zu behandeln.
Allerdings: Je stärker die Demenz bereits fortgeschritten ist, umso mehr treten Maßnahmen in den Vordergrund, die das Wohlbefinden der demenzkranken Person fördern.
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Umgang mit Symptomen und Folgeerkrankungen
Welchen Einfluss hat der Umgang mit der Erkrankung und den Symptomen?
Welche weiteren gesundheitlichen Problemen können entstehen?
Therapien und Behandlungen
Wie helfen nicht-medikamentöse Therapien?
Welche medikamentösen Behandlungen sind möglich?
Umgang mit Symptomen und Folgeerkrankungen
Welchen Einfluss hat der Umgang mit der Erkrankung und den Symptomen?
Der Umgang mit der Demenz und den Symptomen kann teilweise den Krankheitsverlauf beeinflussen. Das heißt, wie rasch eine Demenz fortschreitet und sich auf Alltagsfähigkeiten, Wohlbefinden und Verhalten auswirkt.
Zu einem möglichst langen Erhalt von Alltagsfähigkeiten trägt es bei, die Selbstständigkeit bei gewohnten Aufgaben zu unterstützen, etwa im Haushalt, bei der Körperpflege oder bei der Beschäftigung. Aktivität im Alltag ist auch förderlich für die Mobilität und das Selbstwertgefühl. Dabei kommt es darauf an, zu motivieren, Akzeptanz zu zeigen und nicht zu überfordern. Zudem ist die Gestaltung der Umgebung wichtig für die Orientierung und Sicherheit, etwa um Verirren oder Verletzungen vorzubeugen. Das reicht von der Beschriftung der Badezimmertür bis hin zur Nachtbeleuchtung.
Damit Symptome wie Unruhe, Angst und Aggression sich weniger ausprägen, sind Akzeptanz, Geduld und Zugewandtheit bedeutsam. Damit werden Geborgenheit und Sicherheit vermittelt. Aufmerksamkeit und Einfühlungsvermögen helfen, die individuellen Bedürfnisse von Menschen mit Demenz zu verstehen und ihnen nachzukommen. Vor allem ist das wichtig, wenn die Sprache nachlässt. Für starke Unruhe können beispielsweise Harndrang oder Schmerzen die Ursache sein. Die Kommunikation gelingt meist am besten mit einfachen, kurzen Sätzen – und je weiter die Demenz fortgeschritten ist eher über die Körpersprache.
Um weitere gesundheitliche Probleme zu vermeiden, kommt der Unterstützung in allen gesundheitsrelevanten Bereichen eine wichtige Bedeutung zu: zum Beispiel der Ernährung, der Körperhygiene, der Bewegung, der Medikation und der ärztlichen Versorgung.
Zu einem möglichst gut gelingenden Umgang mit der Erkrankung und den Symptomen tragen Schulung und Entlastung pflegender Angehöriger bei. Dies umfasst etwa Pflegekurse und regelmäßige Auszeiten.
Welche weiteren gesundheitlichen Probleme können entstehen?
Eine Demenz kann mit weiteren gesundheitlichen Problemen einhergehen. Beispielsweise besteht aufgrund von Störungen des Gleichgewichts oder der Wahrnehmung ein erhöhtes Risiko für Stürze, die Verletzungen nach sich ziehen können. Zudem kann es durch geistige oder motorische Einschränkungen zu Fehlernährung kommen. Oftmals geht Demenz mit Inkontinenz einher. Hierdurch können wiederum Hautschäden und Infektionen auftreten.
Insgesamt ist das Risiko für Menschen mit Demenz in einem Krankenhaus behandelt werden zu müssen höher als bei Menschen ohne Demenz. Gleichzeitig ist ein Krankenhausaufenthalt für Menschen mit Demenz besonders problematisch, da sich die Symptome der Demenz hierbei oft erheblich verstärken.
Therapien und Behandlungen
Wie helfen nicht-medikamentöse Therapien?
Verschiedene nicht-medikamentöse Therapien können dabei helfen, Alltagsfähigkeiten und Wohlbefinden zu fördern und Symptome von Demenz zu lindern. Grundsätzlich kommt es darauf an, dass diese Angebote den individuellen Bedürfnissen und Fähigkeiten entsprechen. Überreden, Drängen und Leistungsdruck sind in der Regel nicht hilfreich oder haben sogar negative Wirkung.
Im frühen bis mittleren Stadium kann kognitives Einzel- oder Gruppentraining Wahrnehmung, Lernfähigkeit und Denkvermögen unterstützen. Eingesetzt werden zum Beispiel einfache Wort- und Farbenspiele.
Mit der Ergotherapie werden alltagspraktische Fähigkeiten gefördert. Sie sollen so möglichst lange erhalten oder mitunter auch wiederhergestellt werden.
Bewegungstherapie und körperliche Aktivierung tragen dazu bei, Beweglichkeit und Gleichgewicht zu erhalten und zu verbessern. Dies gilt auch für Alltagsfähigkeiten. Bewegung hat zudem positiven Einfluss auf Verhalten und Körpergefühl.
Bei der kognitiven Stimulation werden gezielt persönliche Erinnerungen geweckt, um positive Gefühle auszulösen und die Identität zu stärken. Dazu werden zum Beispiel alte Fotos und vertraute Musik eingesetzt.
Kreative Methoden wie Malen, Singen oder Tanzen sprechen ebenfalls positive Gefühle an. Sie fördern zudem den Geist und die Motorik. Positive Effekte zeigen sich auch in späten Stadien der Demenz.
Angebote, die die Sinne anregen, sollen Wahrnehmung und Wohlgefühl steigern, zum Beispiel Snoezelen und Aromatherapie. Dazu werden gezielt Licht, Klang, Berührung, Geschmack oder Duft eingesetzt. Auch hiermit können positive Effekte selbst in späten Stadien der Demenz erzielt werden.
Die Methode Validation ist eine Kommunikationsform. Sie dient dazu, Zugang zu Wahrnehmung und Gefühlen von Menschen mit Demenz zu finden. So können sie Zuwendung und Wertschätzung erfahren.
Welche medikamentösen Behandlungen sind möglich?
Für die meisten Demenzformen gibt es bisher keine heilende Therapie. Mit einer medikamentösen Behandlung können jedoch zum Teil geistige Beeinträchtigungen hinausgezögert und einige Symptome gelindert werden. Welches Medikament individuell eingesetzt wird, ist abhängig von der Form der Demenz, den Symptomen, dem Gesundheitszustand, der Lebenssituation und anderen Faktoren.
Zum Beispiel können Anti-Dementiva die Gehirnleistung bei einigen Demenzformen – für eine gewisse Zeit und teilweise – verbessern. Sie helfen damit, Alltagsfähigkeiten zu erhalten und Symptome der Demenz wie Angst, Unruhe oder Aggression abzumildern. Anti-Depressiva werden mitunter angewendet, wenn aufgrund einer Depression die Demenz mit Antriebsmangel einhergeht.
Allerdings können durch Medikamente zur Behandlung von Demenz auch starke unerwünschte Wirkungen und Unverträglichkeiten auftreten. Daher müssen Nutzen und Risiken sowie Dosierungen auf der Basis fachärztlicher Beratung grundsätzlich sehr gut abgewogen sein.
Darüber hinaus werden bei einer vaskulären, das heißt gefäßbedingten, Demenz Medikamente eingesetzt, die weitere gefäßbedingte Schädigungen des Gehirns verhindern sollen. Dazu zählen zum Beispiel Medikamente gegen Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck, Übergewicht oder Diabetes mellitus.
QUELLEN
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AKTUALISIERT
am 30. August 2021
AUTOREN
M. Haeger, K. Lux, D. Sulmann