Essen und Trinken sind für die Gesundheit ein Leben lang bedeutsam. Der Körper erhält dadurch lebenswichtige Nährstoffe und Flüssigkeit. Und eine gut schmeckende Mahlzeit in netter Gesellschaft trägt zu Freude und Wohlbefinden bei.
Im Alter und bei Pflegebedürftigkeit können verschiedene Schwierigkeiten bei der Ernährung auftreten. Dadurch ist beispielsweise das Risiko für Mangelernährung und Flüssigkeitsmangel erhöht. Es kann dann zu weiteren Gesundheitsproblemen kommen. Mit geeigneter Ernährung und passender Unterstützung werden teilweise gesundheitliche Risiken und Beschwerden verringert oder vermieden.
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Gesunde Ernährung
Wieso sind Essen und Trinken wichtig?
Was braucht der Körper im Alter und bei Pflegebedürftigkeit?
Ernährungsprobleme im Alter und bei Pflegebedürftigkeit
Wodurch können Probleme bei der Ernährung entstehen?
Welche Folgen können Probleme bei der Ernährung haben?
Gesunde Ernährung
Wieso sind Essen und Trinken wichtig?
Durch die Ernährung erhält der Körper lebenswichtige Nährstoffe. Diese werden in zwei Gruppen unterteilt: Makronährstoffe und Mikronährstoffe.
Fette, Eiweiße (Proteine) und Kohlenhydrate, wozu auch Ballaststoffe zählen, sind Makronährstoffe. Sie liefern dem Körper Energie (Kalorien), die zum Beispiel für Bewegung, Atmung und Denken benötigt wird. Die wichtigste Energiequelle sind Kohlenhydrate. Außerdem haben Makronährstoffe noch weitere Aufgaben: Ballaststoffe fördern die Verdauung. Eiweiße braucht der Körper unter anderem zum Aufbau von Zellen in der Haut, in den Knochen und Muskeln. Fettsäuren werden zum Beispiel benötigt, um bestimmte Hormone herzustellen und Vitamine aufzunehmen.
Zu den Mikronährstoffen zählen Vitamine und Mineralstoffe. Sie sind unter anderem für das Zellwachstum und die Funktion der Nerven notwendig. Der Mineralstoff Calcium ist beispielsweise für die Gesundheit der Muskulatur und Knochen bedeutsam. Die Vitamine D, A und C unterstützen die Abwehrkräfte des Körpers gegenüber Krankheitserregern.
Zudem braucht der Körper ausreichend Flüssigkeit, um Nährstoffe zu den Organen zu transportieren und Giftstoffe auszuscheiden. Auch für die Verdauung ist ausreichend Flüssigkeit wichtig. Ballaststoffe können dann am besten wirken. Außerdem beugt dies Verstopfung vor.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt eine abwechslungsreiche und überwiegend pflanzliche Ernährung. Dazu gehören:
- 1,5 Liter Getränke am Tag, zum Beispiel Wasser
- fünf handgroße Portionen Gemüse und Obst am Tag, auch roh
- vorzugsweise Vollkornprodukte
- Milchprodukte jeden Tag
- Öle und Streichfette aus Pflanzen
- wenig Fleisch und Fisch, nicht mehr als zweimal in der Woche
- wenig Salz und Zucker
Was braucht der Körper im Alter und bei Pflegebedürftigkeit?
Durch das Altern verändert sich der Körper. Zum Beispiel wird der Stoffwechsel langsamer. Der Fettanteil im Körper steigt, der Wassergehalt und der Anteil der Muskelmasse sinken. Daher braucht der Körper weniger Energie. Ausreichend Flüssigkeit sowie Vitamine und Mineralstoffe sind aber unverändert wichtig für die Gesundheit.
Wie viele Nährstoffe ältere pflegebedürftige Menschen benötigen, ist individuell unterschiedlich. Das hängt unter anderem von der körperlichen Aktivität und von Erkrankungen ab. So brauchen bettlägerige Menschen in der Regel weniger Kalorien als Menschen, die sich viel bewegen. Zum Beispiel ist der Energiebedarf bei Menschen mit Demenz mit starkem Bewegungsdrang erhöht. Zudem benötigt der Körper bei viel Bewegung, Hitze oder Durchfall mitunter mehr Flüssigkeit als sonst. Bei einigen Erkrankungen wie Diabetes sowie Nieren- oder Lebererkrankungen kann es notwendig sein, die Ernährung anzupassen. Dann wird eine spezielle Diät oder Trinkmenge ärztlich verordnet.
In manchen Fällen kann eine gezielte Zufuhr von bestimmten Nährstoffen Gesundheitsproblemen vorbeugen oder die Heilung unterstützen. Dies gilt zum Beispiel für Proteine bei Infektionen und Wunden wie Dekubitus. Proteine sind neben Calcium auch bedeutsam, um Stürzen und Knochenbrüchen vorzubeugen. Bei einem erhöhten Bedarf an Nährstoffen können eventuell Nahrungszusätze oder spezielle Trinknahrung zum Einsatz kommen. Dies kann auch sinnvoll sein, wenn der Grundbedarf über die Ernährung nicht gedeckt werden kann. Ob und wie die Ernährung individuell angepasst wird, sollte ärztlich abgestimmt werden.
Ernährungsprobleme im Alter und bei Pflegebedürftigkeit
Wodurch können Probleme bei der Ernährung entstehen?
Bei älteren pflegebedürftigen Menschen ist das Risiko für Probleme beim Essen und Trinken erhöht. Dafür gibt es vielfältige mögliche Ursachen. So können alters- oder krankheitsbedingt Veränderungen von Hunger, Durst, Geruchs- und Geschmackssinn bestehen. Appetitmangel kann die Folge sein. Auch Mundtrockenheit und Verdauungsprobleme können geringen Appetit verursachen. Wiederum sind Gründe für Verdauungsprobleme: Bewegungsmangel, ballaststoffarme Ernährung, Flüssigkeitsmangel, Stoffwechselstörungen, Unverträglichkeiten und bestimmte Medikamente wie Morphin, Antibiotika oder Schlafmittel. Außerdem wird die Darmmuskulatur mit dem Alter in der Regel schwächer und die Verdauung langsamer. Weitere mögliche Gründe für Ernährungsprobleme sind Schmerzen, Nebenwirkungen von Medikamenten, Depression und Einsamkeit. Daneben können Probleme beim Schlucken oder beim Kauen zu Schwierigkeiten bei der Ernährung führen. Kauprobleme werden etwa durch fehlende Zähne, schlecht sitzende Prothesen, schwache Kaumuskeln oder Lähmungen verursacht. Dies kann auch das Schlucken erschweren. Insbesondere bei neurologischen Erkrankungen wie Schlaganfall, Demenz oder Morbus Parkinson kann es zudem zu Schluckstörungen kommen.
Außerdem können mangelnde Kraft oder Beweglichkeit und Sehprobleme die selbstständige Ernährung erschweren. Das gilt auch bei geistigen Einschränkungen. Zum Beispiel vergessen Menschen mit Demenz zu essen oder zu trinken. Es kann sein, dass sie sich nicht erinnern, wie das Besteck zu nutzen ist. Oder sie erkennen Speisen und Getränke nicht als solche und lehnen sie deshalb ab.
Um Ernährungsproblemen entgegenzuwirken, kommt es auf passende Angebote und die richtige Unterstützung an.
Ernährungsprobleme können auch bei Pflegenden auftreten. Im Pflegealltag tragen Stress, Zeitmangel oder unregelmäßige Essenzeiten zu ungesunder Ernährung bei Pflegenden bei. Eine ausgewogene Ernährung ist jedoch wichtig, um gesund und leistungsfähig zu bleiben. Informationen und Anregungen für Pflegende finden Sie in den Tipps zur Entlastung für Pflegende.
Welche Folgen können Probleme bei der Ernährung haben?
Wenn die Ernährung nicht dem individuellen Bedarf entspricht, kann es zu unterschiedlichen gesundheitlichen Problemen kommen. Überernährung mit zu vielen Fetten und Kohlenhydraten führt beispielsweise zu Übergewicht. Dadurch ist das Risiko für Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht. Mangelernährung und Flüssigkeitsmangel sind häufige Folgen von Ernährungsproblemen im Alter und bei Pflegebedürftigkeit.
Mangelernährung bedeutet, dass der Körper zu wenig Nährstoffe erhält. Dies kann sich unter anderem in ungewolltem Gewichtsverlust und einem sehr geringen Gewicht zeigen. Um festzustellen, ob jemand im Verhältnis zu seiner Körpergröße zu wenig wiegt, wird der Body-Mass-Index (BMI) ermittelt. Bei älteren mehrfach erkrankten Menschen gilt ein BMI-Wert von unter 20 kg/m2 als ein Anzeichen für Mangelernährung. Was der BMI aussagt und was nicht, können Sie auf der Webseite der Stiftung Gesundheitswissen nachlesen.
Mangelernährung kann beispielsweise zu fehlender Muskelkraft, Antriebsmangel, Müdigkeit und Kreislaufproblemen führen. Außerdem sind das Risiko für Stürze und Druckgeschwüre sowie die Anfälligkeit für Infekte erhöht. Auch können Heilung und Erholung von akuter Krankheit verlangsamt sein. Letztlich kann Mangelernährung zum Tod führen.
Flüssigkeitsmangel entsteht, wenn der Körper mehr Wasser verliert als er erhält (Dehydration). Der Körper kann dann austrocknen (Exsikkose). Folgen von Flüssigkeitsmangel sind zum Beispiel Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, Vergesslichkeit oder Mundtrockenheit. Wenn es dem Körper an Flüssigkeit fehlt, trägt das zu Verdauungsproblemen wie Verstopfung bei. Durch Flüssigkeitsmangel kann es innerhalb kurzer Zeit zu Schwäche, Kreislaufproblemen und Verwirrtheit kommen. Dies kann auch lebensbedrohlich sein.
Was Sie tun können, um Mangelernährung und Flüssigkeitsmangel bei pflegebedürftigen Menschen vorzubeugen, erfahren Sie bei den Tipps gegen Mangelernährung und den Tipps gegen Flüssigkeitsmangel.
QUELLEN
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AKTUALISIERT
am 13. Mai 2022
AUTORINNEN
S. Garay, K. Lux,
N. Möhr, D. Sulmann,
D. Väthjunker