Vorbeugung

Was ist zur Vorbeugung von Demenz bekannt?

Es gibt einige Erkenntnisse aus der Forschung darüber, welche Faktoren die Entstehung einer Demenz beeinflussen können. Auf viele dieser Faktoren lässt sich Einfluss nehmen und so das Erkrankungsrisiko verringern. Beispielsweise kann ein gesundheitsfördernder Lebensstil Krankheiten vorbeugen, die die Entstehung von Demenz begünstigen. Je früher mit der Prävention begonnen wird, umso wahrscheinlicher sind vorbeugende Effekte. Für die Wirksamkeit spezifischer Maßnahmen zur Vorbeugung von Demenz fehlt es bisher allerdings an wissenschaftlichen Belegen.

Risikofaktoren für Demenz

Was sind Risikofaktoren für Demenz?

Verschiedene Faktoren können die Entstehung von Demenz begünstigen. Zum Beispiel das Alter, das Geschlecht und die Gene: Das Risiko, an Demenz zu erkranken, steigt mit dem Alter sowie mit genetischer Vorbelastung und ist für Frauen höher als für Männer.

Neben diesen feststehenden Faktoren gibt es andere, die beeinflussbar sind. In einer internationalen Übersichtsarbeit werden zwölf Faktoren beschrieben, die die Entstehung von Demenz beeinflussen. Diese lassen sich in zwei Kategorien einordnen:

  • Lebensstil und Umwelt: z.B. körperliche Inaktivität, soziale Isolation, geringe Bildung, übermäßiger Alkoholkonsum, Rauchen sowie die Belastung durch Feinstaub
  • Erkrankungen und körperliche Einschränkungen: z.B. Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Depression, starkes Übergewicht, Einschränkungen der Hörfähigkeit und Verletzungen des Gehirns.

Im höheren Alter und bei Pflegebedürftigkeit treten nicht selten mehrere Risikofaktoren gleichzeitig auf. Einige begünstigen sich zudem gegenseitig: So können etwa körperliche Einschränkungen zu Inaktivität führen. Diese kann wiederum soziale Isolation oder die Entstehung von Diabetes mellitus oder Übergewicht zur Folge haben.

Maßnahmen zur Senkung des Demenz-Risikos

Das Risiko für Demenz kann gesenkt werden. Einen positiven Einfluss hat ein gesundheitsfördernder Lebensstil. Dazu gehören unter anderem körperliche Aktivität, eine ausgewogene Ernährung und soziale Einbindung. Insbesondere die Kombination aus verschiedenen gesundheitsfördernden Verhaltensweisen scheint zur Vorbeugung von Demenz vielversprechend zu sein. Sinnvoll ist, sich frühzeitig und langfristig gesundheitsfördernd zu verhalten und so Risikofaktoren entgegenzuwirken. Dadurch wird der Körper insgesamt widerstandsfähiger, zum Beispiel gegen Erkrankungen in späteren Lebensphasen. Aber auch bei älteren, pflegebedürftigen Menschen können präventive Maßnahmen das Risiko für Demenz reduzieren.

Was bewirkt körperliche Aktivität?

Bewegung im Alltag und beim Sport kann dem Abbau von Nervenzellen und Ablagerungen in Gefäßen im Gehirn entgegenwirken. So werden die Gehirnzellen besser mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt. Gezielte Belastung des Herz-Kreislauf-Systems durch Bewegung kann zudem die Bildung von Nervenzellen fördern. Geeignet sind schnelles Gehen, Radfahren oder Gymnastik. Wichtig ist dabei jedoch, dass die Dauer und Intensität der Aktivitäten nicht überfordern. Durch Aktivitäten in einer Gruppe und sozialen Austausch werden zusätzliche Hirnareale angeregt.

Es gibt kein gesichertes Wissen darüber, welche Aktivität den meisten Nutzen hat. Belegt ist aber, dass es darauf ankommt, regelmäßig körperlich aktiv zu sein. Dadurch kann auch das Risiko für Erkrankungen, die wiederum Risikofaktoren für Demenz sind, gesenkt werden. Dazu gehören beispielweise Bluthochdruck, Diabetes mellitus, starkes Übergewicht oder Depression.

Warum ist die Ernährung wichtig?

Menschen, die sich gesund ernähren, haben Studien zufolge eine bessere geistige Leistungsfähigkeit als solche, die dies nicht tun. Somit könnte eine gesunde Ernährung auch das Demenz-Risiko verringern. Vorteilhaft für die geistigen Fähigkeiten sind Obst und Gemüse, Vollkornprodukte, Olivenöl, Nüsse sowie pflanzliche Proteine und Fisch anstelle von rotem Fleisch. Dies wird auch als mediterran orientierte Ernährung oder Mittelmeerkost bezeichnet. Zudem ist eine Ernährung, die das Risiko für Bluthochdruck reduziert, sinnvoll. Denn ein hoher Blutdruck ist ein Risikofaktor für Demenz. Eine Ernährung mit möglichst wenig Zucker, Salz und gesättigten Fettsäuren, trägt zur Vorbeugung von Bluthochdruck bei. Eine gesunde Ernährung hilft auch dabei, Entzündungen entgegenzuwirken, die eine Demenz begünstigen. Die Wirksamkeit einer bestimmten Ernährung zur Vorbeugung von kognitiven Einschränkungen oder Demenz ist jedoch bisher nicht belegt. Studien beschreiben lediglich, dass Menschen, die sich über eine längere Lebensspanne überwiegend mediterran orientiert ernähren, seltener an Demenz erkranken. Ob diese Ernährung ursächlich für das seltenere Auftreten von Demenz ist, geht aber nicht daraus hervor.

Welche Bedeutung hat soziale Einbindung?

Kommunikation und Aktivitäten mit anderen Menschen aktivieren das Gehirn und fördern die Verknüpfung von Nervenzellen. Es gibt Hinweise, dass sich dies auch positiv auf die Kognition auswirken kann. Da soziale Aktivitäten oft mit verschiedenen Tätigkeiten kombiniert sind, ist der genaue Einfluss auf die Prävention von Demenz zwar bisher nicht bekannt. Aber klar ist: Für die Förderung der geistigen Fähigkeiten kommt es nicht so sehr darauf an, welche sozialen Aktivitäten stattfinden. Wichtig hierfür ist vor allem, dass positiv wahrgenommene soziale Kontakte regelmäßig bestehen.

Warum ist eine ärztliche Untersuchung sinnvoll?

Durch regelmäßige ärztliche Untersuchungen können Beeinträchtigungen und Erkrankungen, die das Risiko einer Demenz erhöhen, erkannt und behandelt werden. Dazu gehören Einschränkungen der Hörfähigkeit, starkes Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes mellitus und Depression. Sind diese gut eingestellt oder behandelt, ist auch das Demenz-Risiko geringer.

Zudem kann geklärt werden, ob eine erbliche Vorbelastung besteht, etwa weil bei Familienmitgliedern mehrerer Generationen Demenz aufgetreten ist. Bei einer genetischen Veranlagung für Demenz kann eine fachliche Beratung über den weiteren Umgang mit dem Risiko erfolgen. Eine vorbeugende Therapie – zum Beispiel mit Medikamenten – ist bisher noch nicht möglich.

Welchen Einfluss haben Bildung und geistiges Training?

Menschen mit höherer Bildung haben ein niedrigeres Risiko, an Demenz zu erkranken, als Menschen mit geringerer Bildung. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass lebenslanges Lernen und geistiges Training präventiv wirken. Menschen, die immer wieder Neues lernen, trainieren die Leistungsfähigkeit ihres Gehirns. Angenommen wird zudem, dass das Gehirn durch Lernen und Kognitions-Übungen widerstandsfähiger gegen kognitive Abbauprozesse wird. Dabei helfen unter anderem spezielle Trainings. Effekte können auch im mittleren und hohen Lebensalter sowie bei Pflegebedürftigkeit erzielt werden.

Warum sollte man nicht rauchen und wenig Alkohol trinken?

Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum sind Risikofaktoren für Demenz. Zugleich erhöhen sie das Risiko für Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems und des Stoffwechsels, die wiederum das Demenz-Risiko erhöhen. Umgekehrt kann man sagen: Nichtrauchen und geringer Alkoholkonsum verringern das Risiko, an Demenz zu erkranken.

Was trägt die Feinstaubbelastung bei?

Die Luftverschmutzung wurde erst in den letzten Jahren mit der Entstehung von Demenz in Verbindung gebracht. Eine langfristig hohe Feinstaubbelastung in der Atemluft kann das Risiko einer Demenz und anderer Krankheiten wie Atemwegserkrankungen erhöhen. Wie auch bei anderen Risikofaktoren, ist es aber schwierig, die Erkrankung allein auf die Feinstaubbelastung zurückzuführen. Das Demenz-Risiko könnte jedoch in Gebieten mit geringer Feinstaubbelastung niedriger sein.

QUELLEN
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AKTUALISIERT
am 30. August 2021

AUTOREN
S. Garay, M. Haeger, D. Sulmann