Wie sich eine Demenz auswirkt, ist individuell verschieden. Dabei spielen mehrere Faktoren eine Rolle: beispielsweise die Form der Demenz, der Zeitpunkt der Diagnose sowie Möglichkeiten der Behandlung. Und nicht zuletzt kommt es auch auf die Lebenssituation und die Unterstützung durch das Umfeld an. Im Allgemeinen wirkt sich eine Demenz auf verschiedene Lebensbereiche aus.
Alltag
Für Menschen mit Demenz wird es mit fortschreitender Erkrankung schwieriger, den Alltag selbstständig zu bewältigen: Sie finden sich oftmals örtlich und zeitlich nicht zurecht, erkennen ehemals vertraute Personen nicht oder vergessen wichtige Absprachen und Termine. Gegenstände, aber auch Gefahren werden möglicherweise verkannt. Neben kognitiven Beeinträchtigungen können körperliche Symptome auftreten, beispielsweise Bewegungsstörungen, Inkontinenz und Schluckprobleme. Dadurch ist es zusätzlich erschwert, den Alltag selbstständig zu bewältigen. Je stärker die Erkrankung ausgeprägt ist, umso weniger Selbstfürsorge ist in der Regel möglich, zum Beispiel bei der Körperpflege, Ernährung, Medikation oder Freizeitgestaltung. Menschen mit fortgeschrittener Demenz können den eigenen Haushalt, die Finanzen und behördliche Angelegenheiten nicht überschauen und regeln. Daher benötigen sie praktische Unterstützung, um den Alltag möglichst selbstbestimmt und sicher zu gestalten.
Kommunikation
Die Demenz wirkt sich erheblich auf die Kommunikations-Fähigkeit aus: Das zeigt sich zum Beispiel darin, dass Worte nicht richtig verwendet oder verstanden werden. In der frühen Erkrankungsphase nehmen Menschen mit Demenz dies oft noch wahr. Sie ziehen sich dann vielleicht zurück, reagieren mitunter unsicher, ängstlich, traurig oder auch wütend und aggressiv. Bei einer fortgeschrittenen Demenz verlieren Worte immer mehr an Bedeutung. Mimik und Gestik sind dann wichtige Anhaltspunkte, um zu verstehen, was die Person gerade bewegt und welches Bedürfnis sie hat. Gleichzeitig sind Menschen mit Demenz oftmals durch Berührung, Mimik und Gestik besser erreichbar als mit Worten. Zu einer gelingenden Kommunikation mit Menschen mit Demenz tragen Einfühlungsvermögen, Akzeptanz und Geduld erheblich bei.
Familie und Partnerschaft
Die Diagnose Demenz betrifft oft die ganze Familie und die Partnerschaft. Aufgaben und Rollen ändern sich. Zum einen stehen viele alltagspraktische Herausforderungen aufgrund der Erkrankung im Vordergrund: zum Beispiel die Pflege und Betreuung, die Organisation des Haushalts, die Begleitung zu Arztterminen, die sichere Anpassung der Wohnung. Auf der anderen Seite gilt es, die Situation auch gefühlsmäßig zu bewältigen. Angehörige können mit vielfältigen Gefühlen konfrontiert sein: zum Beispiel Mitgefühl, Angst vor anstehenden Aufgaben, Trauer oder Wut über den Verlust der gewohnten Beziehung. Körperliche und psychische Belastungen der Angehörigen können sich negativ auf deren Gesundheit, aber auch die der pflegebedürftigen Person auswirken. Daher kommt der Unterstützung und Entlastung Angehöriger bei der Pflege und Betreuung eine wichtige präventive Funktion zu.
Soziale Teilhabe
Für Menschen mit Demenz ist es schwieriger, am sozialen Leben teilzunehmen. Zum einen sind kognitive und körperliche Symptome hinderlich, gezielt aktiv zu sein und sich mit anderen auszutauschen. Zum anderen treffen Menschen mit Demenz im öffentlichen Raum mitunter aufgrund ihres Verhaltens auf Unverständnis oder gar Ablehnung. Viele Menschen wissen nicht, wie sie Menschen mit Demenz helfen können. Darum ist es wichtig, das unmittelbare persönliche Umfeld über die Erkrankung zu informieren. Wissen über die Erkrankung und den richtigen Umgang damit tragen dazu bei, Unsicherheiten abzubauen und Menschen mit Demenz offen zu begegnen. Daneben kann es hilfreich sein, zielgruppenspezifische Beschäftigungs- und Freizeitangebote für Menschen mit Demenz zu nutzen.
Ein wichtiger Aspekt der sozialen Teilhabe ist die gesellschaftliche Aufklärung und Sensibilisierung der Bevölkerung über die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz. Die Initiative Demenz Partner der Deutschen Alzheimer Gesellschaft bietet hierzu Kompaktkurse, die vor Ort oder online durchgeführt werden können.
QUELLEN
Bödecker, F. (2016). Wie Menschen mit Demenz und ihre Partner verbleibende Fähigkeiten nutzen können, um ihre Beziehung zu erhalten. Psychotherapie im Alter, 13(4), 437-449. https://doi.org/10.30820/1613-2637-2016-4-437
Bartholomeyczik, S. & Halek, M. (2017). Pflege von Menschen mit Demenz. In Jacobs, K., Kuhlmey, A., Greß, S., Klauber, J. & Schwinger, A., Schattauer (Hrsg.), Pflege-Report 2017. Die Versorgung der Pflegebedürftigen (S. 51-62). Stuttgart: Schattauer. Link
Gebhard, D., & Mir, E. (2019). Gesundheitsförderung und Prävention für Menschen mit Demenz. Berlin: Springer.
Meyer, C. (2014). Menschen mit Demenz als Interaktionspartner. Eine Auswertung empirischer Studien vor dem Hintergrund eines dimensionalisierten Interaktionsbegriffs. Zeitschrift für Soziologie, Jg.43, Heft 2, S.95-112. Link
Panke-Kochinke, B. (2013). Eine Analyse der individuellen Wahrnehmungs- und Bewältigungsstrategien von Menschen mit Demenz im Frühstadium ihrer Erkrankung unter Beachtung der Funktion und Wirksamkeit von Selbsthilfegruppen auf Grundlage von Selbstäußerungen. Pflege, 26 (6), 387-400. https://doi.org/10.1024/1012-5302/a000327
Zhang, W., Low, L. F., Schwenk, M., Mills, N., Gwynn, J. D., & Clemson, L. (2019). Review of Gait, Cognition, and Fall Risks with Implications for Fall Prevention in Older Adults with Dementia. Dementia and Geriatric Cognitive Disorders, 48(1–2), 17–29. https://doi.org/10.1159/000504340
AKTUALISIERT
am 30. August 2021
AUTOREN
S. Garay, M. Haeger, D. Sulmann