Bei älteren pflegebedürftigen Menschen ist das Risiko für Flüssigkeitsmangel (Dehydration) erhöht. Sie haben beispielsweise wenig Durst, vergessen zu trinken oder es fehlt praktische Hilfe. Mitunter trinken ältere Menschen absichtlich wenig, um häufigen Harndrang zu vermeiden. Entwässernde Medikamente oder Schwierigkeiten beim Schlucken begünstigen Flüssigkeitsmangel. Die gesundheitlichen Folgen können schwerwiegend sein. Flüssigkeitsmangel kann letztlich zum Tod führen.
Gezielte Maßnahmen helfen, Flüssigkeitsmangel bei pflegebedürftigen Menschen vorzubeugen.
Ausreichendes Trinken fördern
Ältere pflegebedürftige Menschen trinken oftmals nicht genug. Die passende Unterstützung trägt dazu bei, die täglich erforderliche Trinkmenge einzuhalten.
- Bieten Sie täglich etwa 1,5 Liter Flüssigkeit an. Wenn sich die pflegebedürftige Person viel bewegt, sollte es mehr sein, beispielsweise bei starker Unruhe. Das gilt auch bei Durchfall, Erbrechen oder an heißen Tagen. Aber: Halten Sie die ärztlich verordnete Trinkmenge ein, etwa bei Herz- oder Nierenerkrankungen.
- Reichen Sie Getränke, die die pflegebedürftige Person besonders mag. Geeignet sind zum Beispiel Wasser, Kräuter- und Früchtetees oder Saftschorlen.
- Bieten Sie wasserreiche Speisen an, zum Beispiel Suppe, Melone oder Gurke.
- Sorgen Sie dafür, dass ein gefülltes Trinkgefäß immer in Griffweite steht, auch nachts. Füllen Sie leere Trinkgefäße zügig auf. Lassen Sie auch Getränkeflaschen in Reichweite stehen. Nehmen Sie etwas zu trinken mit, wenn Sie unterwegs sind.
- Reichen Sie Getränke so, dass die pflegebedürftige Person möglichst selbstständig trinken kann. Füllen Sie das Trinkgefäß nicht randvoll, vor allem, wenn die pflegebedürftige Person zittert. Verwenden Sie bei wenig Kraft leichte Trinkgefäße. Unterstützen Sie bei Bedarf dabei, das Gefäß zum Mund zu führen.
- Legen Sie gemeinsam einen Trinkplan fest. Damit können Sie festhalten, wann und wie viel die pflegebedürftige Person trinken sollte. Verwenden Sie dafür zum Beispiel ein Trinkprotokoll. Dort können Sie auch die jeweils getrunkene Menge eintragen.
- Erinnern Sie immer wieder an das Trinken. Verwenden Sie Trinksprüche wie „Zum Wohl“. Geben Sie beim Einschenken das Gefäß in die Hand.
- Achten Sie darauf, dass die Getränke nicht zu heiß sind.
- Nutzen Sie geeignete Trinkhilfen. Es gibt zum Beispiel Gefäße mit Griffen, Rillen oder Vertiefungen. Sie lassen sich besser greifen und festhalten. Für Menschen, die den Kopf schlecht bewegen können oder Schluckprobleme haben, gibt es speziell geformte Gefäße: Beim sogenannten Nasenbecher muss der Kopf beim Trinken nur leicht nach hinten geneigt werden. Das gilt auch für Becher mit breitem Rand und einer kleinen Öffnung im Deckel. Damit lässt es sich besser in kleinen Schlucken trinken. Hilfreich beim Trinken können außerdem gebogene Strohhalme sein, die bis auf den Boden des Gefäßes reichen. Holen Sie dazu fachlichen Rat ein.
- Fördern Sie Kraft und Beweglichkeit, um das selbstständige Trinken zu erleichtern. Unterstützen Sie die pflegebedürftige Person, die Muskulatur zu trainieren. Anregungen finden Sie bei den Tipps gegen Bewegungsmangel.
- Verteilen Sie die Trinkmenge sinnvoll über den Tag. Bieten Sie zum Beispiel abends weniger zu trinken an als tagsüber. Dies kann helfen, häufigen Harndrang in der Nacht zu verringern.
Flüssigkeitsmangel kann lebensbedrohlich sein. Sofortige ärztliche Hilfe ist nötig, wenn innerhalb von Stunden oder Tagen Schwäche, Kreislaufprobleme oder Verwirrtheit auftreten.
Bei Schluckproblemen helfen
Menschen mit Schluckproblemen trinken oftmals zu wenig, etwa aus Sorge sich zu verschlucken. Gute Vorbereitung und richtiges Vorgehen helfen, möglichst sicher und ausreichend zu trinken.
- Achten Sie darauf, dass die pflegebedürftige Person beim Trinken in aufrechter Körperhaltung ist. Der Kopf sollte leicht nach vorn gebeugt sein.
- Vermeiden Sie saure Getränke, wenn es dadurch zu übermäßigem Speichelfluss kommt. Saures wie Zitrone regt die Speichelproduktion an. Das kann zum Verschlucken führen.
- Bieten Sie eher dickflüssige Getränke an, zum Beispiel Pfirsichsaft. Oder dicken Sie Getränke mit einem speziellen geschmacksneutralen Pulver an. Stimmen Sie dies mit einem Arzt, einer Ärztin oder bei der Schlucktherapie ab. Sogenannte Dickungsmittel sind beispielsweise in Apotheken erhältlich.
- Beobachten Sie, ob sich bei der pflegebedürftigen Person übermäßig viel Speichel in Mund und Rachen ansammelt. Achten Sie auch auf brodelnde oder rasselnde Atemgeräusche. Reichen Sie dann keine Getränke. Holen Sie zeitnah ärztlichen Rat ein.
- Helfen Sie der pflegebedürftigen Person, möglichst langsam zu trinken. Hastiges Trinken ist zu vermeiden. Der Becher sollte nach jedem Schluck abgesetzt werden.
- Nutzen Sie Trinkhilfen. Geeignet sind zum Beispiel Becher, mit denen man in kleinen Schlucken trinken kann. Ungeeignet sind sogenannte Schnabelbecher, da Getränke unkontrolliert in Mund und Rachen gelangen können. Lassen Sie sich zu geeigneten Trinkhilfen fachlich beraten.
Fachlichen Rat einholen
Fachleute können zu individuell geeigneten Maßnahmen beraten, um Flüssigkeitsmangel vorzubeugen. Wenn bereits Flüssigkeitsmangel besteht, ist zeitnah ärztliche Hilfe erforderlich.
- Holen Sie ärztlichen oder pflegefachlichen Rat ein, wenn Sie Anzeichen für Flüssigkeitsmangel feststellen. Das sind zum Beispiel: starke Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, ungewohnte Vergesslichkeit, Mundtrockenheit, Verstopfung oder stark konzentrierter Urin. Bleiben beim leichten Anheben der Haut Falten auf dem Handrücken stehen, weist dies ebenfalls auf Flüssigkeitsmangel hin.
- Rufen Sie sofort einen Arzt oder eine Ärztin, wenn es innerhalb von Stunden oder Tagen zu Schwäche, Kreislaufproblemen oder Verwirrtheit kommt.
- Lassen Sie sich bei Problemen mit dem Schlucken ärztlichen beraten. Unterstützung beim Umgang mit Schluckproblemen gibt es auch bei der Schlucktherapie oder der Ernährungsberatung.
- Informieren Sie sich über geeignete Trinkhilfen. Lassen Sie sich zu Trinkhilfen von einer Pflegefachperson, bei der Schlucktherapie oder im Sanitätsfachhandel beraten.
- Nehmen Sie einen Pflegekurs in Anspruch. Dort lernen Sie beispielweise, wie sie Getränke anreichen.
- Nutzen Sie eine kostenlose Pflegeberatung in einem örtlichen Pflegestützpunkt, bei der Pflegekasse oder bei compass private pflegeberatung.
Hinweise für professionell Pflegende
Der Expertenstandard zur Ernährung in der Pflege des Deutschen Netzwerks für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) enthält unter anderem Hinweise zur Einschätzung von Flüssigkeitsmangel bei älteren Menschen. Eine Grundsatzstellungnahme in Bezug auf die Ernährung und Flüssigkeitsversorgung älterer Menschen hat der Medizinische Dienst Bund (MD) veröffentlicht. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) bietet einen Qualitätsstandard für die Verpflegung mit „Essen auf Rädern“ und in Senioreneinrichtungen.
Aktuelles Fachwissen zur Ernährung in der Pflege erhalten professionell Pflegende zum Beispiel in Fortbildungen, zum Beispiel vom Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK).
QUELLEN
Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). (2022). DGE-Qualitätsstandard für die Verpflegung mit „Essen auf Rädern“ und in Senioreneinrichtungen. Bonn: DGE. Link
Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP). (Hrsg.). (2017). Expertenstandard Ernährungsmanagement zur Sicherung und Förderung der oralen Ernährung in der Pflege (1. Aktualisierung 2017). Osnabrück: DNQP. Link
Dziewas, R., & Pflug, C. (2020). Neurogene Dysphagie: S1-Leitlinie (AWMF-Registernr. 030-111). Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN), & Deutsche interdisziplinäre Gesellschaft für Dysphagie (DGD). Link
Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (MDS). (Hrsg.). (2020). Grundsatzstellungnahme Essen und Trinken im Alter: Ernährung und Flüssigkeitsversorgung älterer Menschen. Essen: MDS. Link
Pleyer, B., & Raidl, A. (2018). Ernährung im Alter: Praxishandbuch mit Checklisten für Pflege und Betreuung. Berlin: Springer. https://doi.org/10.1007/978-3-662-54889-9
Volkert, D., Bauer, J. M., Frühwald, T., Gehrke, I., Lechleitner, M., Lenzen-Großimlinghaus, R. . . . DGEM Steering Committee (2013). Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) in Zusammenarbeit mit der GESKES, der AKE und der DGG: Klinische Ernährung in der Geriatrie, Teil des laufenden S3-Leitlinienprojekts Klinische Ernährung. Aktuelle Ernährungsmedizin, 38, e1-e48. https://doi.org/10.1055/s-0033-1343169
AKTUALISIERT
am 13. Mai 2022
AUTORINNEN
S. Garay, K. Lux,
N. Möhr, D. Sulmann,
D. Väthjunker