Infekte der oberen Atemwege wie Erkältungen sind mitunter unangenehm, aber in der Regel nicht gefährlich. Dennoch können auch Komplikationen und Folgeerkrankungen auftreten: zum Beispiel Atemprobleme, Entzündung der Bronchien oder Lunge. Vor allem Atemwegsinfekte der unteren Atemwege belasten die Gesundheit von Menschen mit Vorerkrankungen und Pflegebedarf zusätzlich. Sie können zu einem schweren Krankheitsbild führen.
Gezielte Maßnahmen tragen dazu bei, einem Atemwegsinfekt vorzubeugen.
Allgemeine Hygiene-Regeln einhalten
Viele Krankheitserreger werden durch den Kontakt zu anderen Menschen übertragen. Einige Verhaltensweisen tragen dazu bei, das Ansteckungsrisiko zu verringern. Ausführliche Hinweise hierzu erhalten Sie in unseren Tipps gegen Infektionen.
- Achten Sie auf die Händehygiene.
- Fassen Sie möglichst nicht mit ungewaschenen Händen ins Gesicht.
- Husten und Niesen Sie in ein Einmal-Taschentuch oder in die Armbeuge. Drehen Sie sich dabei von anderen weg.
- Entsorgen Sie benutzte Taschentücher nach Benutzung in einem verschließbaren Behältnis.
- Lüften Sie mehrmals täglich die Räume für einige Minuten.
- Reinigen Sie häufig angefasste Gegenstände wie Türklinken, Lichtschalter oder Telefone regelmäßig mit Haushaltsmittel.
- Vermeiden Sie körpernahen Kontakt mit Menschen, die eine Erkältung haben.
Halten Sie die Hygiene besonders sorgfältig ein, wenn Sie oder die pflegebedürftige Person Anzeichen einer Infektion wie Husten, Schnupfen oder Fieber haben. Tragen Sie möglichst einen Mundschutz, wenn Sie Erkältungssymptome und körpernahen Kontakt mit der pflegebedürftigen Person haben. Ein Mundschutz hält erregerhaltige Speicheltröpfen zurück. Dadurch verringert sich das Risiko einer Ansteckung für die pflegebedürftige Person. Es kann anderseits in einigen Fällen auch sinnvoll sein, dass die pflegebedürftige Person einen Mundschutz trägt, um die pflegende Person vor einer Ansteckung zu schützen. Beachten Sie aber, dass ein Mundschutz gerade bei gesundheitlich beeinträchtigten Menschen Atemprobleme verursachen oder verstärken kann. Holen Sie daher im Zweifel ärztlichen Rat hierzu ein.
Gesundheit im Alltag fördern
Ein gesunder Lebensstil trägt zur Stärkung des Immunsystems und damit auch zum Schutz vor Atemwegsinfektionen bei.
- Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung und ausreichenden Schlaf.
- Sorgen Sie für reichlich Frischluftzufuhr.
- Achten Sie darauf, dass die Therapie einer chronischen Erkrankung wie Diabetes oder Herzschwäche gut eingestellt ist. Nehmen Sie dafür regelmäßig Arztbesuche wahr.
- Unterstützen Sie dabei, mit dem Rauchen aufzuhören.
Bewegung unterstützen
Durch Bewegung wird die Atmung angeregt und vertieft. Dadurch kann Schleim in den unteren Atemwegen besser gelockert und abgehustet werden.
- Motivieren Sie die pflegebedürftige Person, sich möglichst viel zu bewegen. Regen Sie an oder helfen Sie, täglich einige Schritte zu gehen.
- Achten Sie darauf, nicht zu überfordern. Die Übungen sollten den körperlichen Fähigkeiten der pflegebedürftigen Person entsprechen.
- Holen Sie für gezielte Übungen ärztlichen Rat ein oder fragen Sie bei der Physiotherapie danach.
- Regen Sie dazu an, Bewegungsangebote der Krankenkasse oder Gemeinde wie Herz-Kreislauf-Training oder Laufen zu nutzen.
Bei Bettlägerigkeit die Atemwege belüften
Gerade immobile Menschen atmen mitunter eher flach bzw. nicht ausreichend tief. Doch wenn die Lunge nicht gut belüftet wird, kann das Atemwegsinfekte begünstigen.
- Achten Sie bei Problemen mit der Atmung oder beim Husten auf eine möglichst aufrechte Körperhaltung. Stellen Sie z. B. das Kopfteil am Bett hoch. Achten Sie darauf, dass der Knick im Bett ungefähr auf Hüfthöhe liegt, sodass der Oberkörper möglichst gerade nach oben gebeugt wird.
- Unterstützen Sie dabei, regelmäßig die Liege-Position der pflegebedürftigen Person zu verändern. So werden verschiedene Bereiche der Lunge besser belüftet. Nutzen Sie ggf. Hilfsmittel, z. B. kleine Kissen.
- Lassen Sie sich von einer Pflegefachperson zum Positionswechsel beraten und anleiten.
Auf die Mundgesundheit achten
Entzündungen im Mundraum können die Abwehrkräfte schwächen. Zudem können sich Krankheitserreger aus dem Mund bis in die Lunge ausbreiten.
- Unterstützen Sie bei der Mundpflege. Zähne und Zahnersatz sollten mindestens 2 Mal täglich gereinigt werden.
- Beobachten Sie auch die Schleimhäute im Mund. Sie sollten rosa und feucht sein.
- Ziehen Sie (zahn-)ärztlichen oder pflegefachlichen Rat hinzu bei: Schmerzen, blutendem oder geschwollenem Zahnfleisch, belegten Schleimhäuten, schlechtsitzendem Zahnersatz, Druckstellen, starkem Mundgeruch.
- Helfen Sie, zahnärztliche Kontrolltermine mindestens 2 x im Jahr wahrzunehmen. Einige Zahnärzte bieten, wenn nötig, auch Hausbesuche an.
Bei Kau- und Schluckproblemen helfen
Falsch verschluckte Nahrung oder Flüssigkeit, die nicht heraufgehustet wird, kann sich zu einer Lungenentzündung entwickeln.
- Finden Sie die Ursache für Probleme beim Kauen oder Schlucken heraus, etwa eine schlecht-sitzende Zahnprothese oder Entzündungen. Holen Sie dazu zahnärztlichen oder ärztlichen Rat ein.
- Achten Sie auf eine aufrechte Körperhaltung beim Essen und Trinken. Der Kopf sollte leicht nach vorn gebeugt sein.
- Sorgen Sie für ausreichend Zeit und Ruhe beim Essen.
- Achten Sie beim Anreichen von Nahrung darauf, dass der Mund geleert ist, bevor Sie die nächste Portion in den Mund geben. Beim richtigen Schlucken hebt und senkt sich der Kehlkopf sichtbar.
- Regen Sie zum kräftigen Husten an, wenn Sie vermuten, dass Getränke oder Essen verschluckt wurden. Achten Sie dabei auf eine möglichst aufrechte oder nach vorn gebeugte Körperhaltung. Machen Sie der pflegebedürftigen Person ggf. vor, was Sie mit „kräftigem Husten“ meinen.
- Bieten Sie Häppchen und weiche Speisen an.
- Stellen Sie mehrere kleine Portionen über den Tag verteilt bereit.
- Lassen Sie sich zu Schluckhilfen und zu geeignetem Essen professionell beraten. Holen Sie dazu ärztlichen, schluck-therapeutischen (logopädischen) oder pflegefachlichen Rat ein.
Fachlichen Rat einholen
Holen Sie rasch ärztlichen Rat ein, wenn Sie folgende Anzeichen einer Infektion der Atemwege beobachten:
- schnelle Atmung (mehr als 20 Atemzüge pro Minute)
- hartnäckiger, langanhaltender Husten
- Fieber
- Schüttelfrost
- Kopf- und Gliederschmerzen
- starkes Krankheitsgefühl
Im Notfall, beispielsweise bei Atemnot, sollten Sie den Notruf 112 wählen.
Da die Anzeichen für eine Lungenentzündung bei älteren Menschen weniger stark ausgeprägt sein können, informieren Sie die Ärztin oder den Arzt außerdem bei:
- plötzlicher Verwirrtheit
- schnellem Puls
- Kreislaufschwäche
- Übelkeit
- Bauchschmerzen
- Teilnahmslosigkeit
Informieren Sie sich in der Hausarzt-Praxis über Impfungen, etwa gegen die bakterielle Lungenentzündung (Pneumokokken-Impfung) oder die Grippe. Diese werden von der ständigen Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts für alle Menschen ab 60 Jahren empfohlen.
Menschen mit Demenz unterstützen
Bei Menschen mit Demenz ist die die Leistungsfähigkeit des Gehirns und somit geistige, emotionale und soziale Fähigkeiten beeinträchtiget. Sie benötigen daher zusätzliche Unterstützung zur Vorbeugung von Atemwegsinfekten.
- Erinnern Sie an die Maßnahmen und leiten Sie dazu an.
- Geben Sie eindeutige, klare Anweisungen. Achten Sie auf kurze und einfache Sätze. Sprechen Sie dabei zugewandt und mit freundlicher Mimik. Machen Sie ggf. vor, was die demenzerkrankte Person umsetzen soll, etwa den Mund öffnen oder kräftig husten.
ZQP-Ratgeber: Umgang mit Demenz
DAlzG-Webseite: Broschüren und mehr
ZQP-Tipps: Geistige Fähigkeiten fördern
Telefonische Angebote
Alzheimer-Telefon: 030 – 259 37 95 14
QUELLEN
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AKTUALISIERT
26. November 2020
AUTORINNEN
S. Garay, N. Kossatz,
D. Sulmann